Neue Angelfreiheit auf den Havelseen
Ab 2014 werden jahrzehntelang gesperrte Fischgründe freigegeben / Genossenschaft kommt Petrijüngern entgegen
Westhavelland| Ein Raunen geht
durch Brandenburgs Anglerwelt.
Dieser Winter wird nicht langwei-
lig. Blinker polieren, Montagen
bauen, Geschichten über Haken
binden. Erstmals seit vielen Jahr~
zehnten können Sportfischer Zan~
der, Hecht und Aal auf fast allen
heimischen Seen nachstellen. So
fallen mit dem Jahr 2014 die Ver-
bote für das Raubfischangeln auf
dem Wusterwitzer See, Wendsee,
Möserscher See, Quenzsee und
der Havel bei Plaue fort. Daniel
Müller vom Städteanglerverband
Brandenburg/Potsdam schwärmt
stellvertretend für über 1800 Mit-
glieder; „Darauf haben wir
lange gewartet, Die
Aufgabe der Beschränkung
ist für alle Angler ein
echter Gewinn. “ Müller schickt ge-
rade Briefe mit der freudigen
Nachricht an rund 50 Vereine, die
dem Städteverband angehören,
auf die Reise. In Anglerkreisen
war die Neuigkeit allerdings
schon vor einigen Tagen durchge-
sickert. „Die Reaktionen sind
durchweg posiüv“, berichtet Städ-
teverbands-Vorsitzender Müller,
der sich über die immer besser
werdende Zusammenarbeit mit
den Berufsfischern freut.
Deren Lobby ist die Fischerei-
schutzgenossenschaft „ Havel ” ,
mit Sitz auf dem Margaretenhof in
Plaue. Unter dem Dach ihrer Inte-
ressenvertretung entscheiden fast
40 selbstständige Fischer von Ket-
zin bis Havelberg über die regiona-
len Regeln für die Hobby-Angelei.
Wer am Fischereirecht der
Profis teilhaben will,
muss sich an Bedingungen halten.
Bisher waren die auf-
geführten Gewässer als so ge-
nannte Produktionsgewässer bekannt.
Mehr als mit der Süppe auf
Plötze, Blei und Güster zu angeln,
ist derzeit nicht erlaubt.
Wie es zu der Wende auf
dem Wasser kam, erläutert Ge-
nossenschaftsvorsítzender Ronald
Menzel: „Mit dieser einmütíg ge-
fassten Entscheidung wollen un-
sere Mítgliedsbetríebe das Angeln
auf den Havelseen attraktiver
machen. Damit kommen wir so-
wohl den Touristen aber auch den
heimischen Sportfischern entge-
gen. Der Artenreichtum gibt jeden-
falls eine Aufhebung vieler Be-
schränkungen her. “ Mit den Zuge-
ständnissen kündigt Ronald Men-
zel gleichzeítig verstärkte Kontrollen der
Físchereíaufsicht an.
Denn auch die neue An-
gelfreiheit soll nur dem Eigenbedarf und nicht
dem gewerblichen Handel dıenen.
Ganz ohne schützende
Hand geht es jedoch in Zukunft
nicht. Die Bestände entwickeln
sich dynamisch. Dementspre-
chend sollen die Angelkarten von
Jahr zu Jahr den aktuellen Bedin-
gungen angepasst werden. Für
2014 bleibt der Plauer See für die
Hobbyangelei n0ch tabu. Ab 2015
könnte jeweils im Wechsel ein an-
deres Gewâsser von der Freizeitfi-
schereí ausgeschlossen bleiben.
Mit Rücksicht auf die Zanderbe-
stände müssen Petríjünger vorerst
Weiter mit zeiflíchen Einschrän-
kungen auf einigen Raubfischstre-
cken im Beetzsee leben. Am Ende
behält die Fischereischutzgenos-
senschaft ein großes Ziel im Auge
nachhaltiger Erträge für Berufsfischerei und Angler.
Neu auf der kombinierten Jah-
resangelkarte für Fried- und Raub-
fisch ist die inkludierte Erweite-
rung um eine Nachtangelerlaub-
nis. Und zwar ab Havelkilometer
76 bei Tieckow stromabwärts. Mit
den durchaus positiven Verände-
rungen steigt allerdings der Preis
für die kombinierte Jahresangel-
kalte von bislang 130 auf 145
Euro. Ein angemessener Aus-
gleich für die zusätzlichen Mög-
lichkeiten, wie Genossenschafts-
vorsitzender Menzel findet. Auch
Daniel Müller als Vertreter der or-
ganisierten Anglerschaft Will nicht
Wegen des Geldes mäkeln: „Trotz
der Anhebung bleibt das Angeln
in Brandenburg und Umgebung
immer noch preisgünstig. In ande-
ren Bundesländern würden sich
Angelfreunde wegen unserer
Möglichkeiten alle zehn Fin-
ger ablecken. Wer als
Vollzahler über einen
Verein im Deut-
schen Angelfi-
scherverband(DAFV], vor-
mals DAV,
einge-
schrieben ist, bekommt die Angel-
karte für die insgesamt
8ooo Hektar großen Re-
viere der Físchereischutzge-
nossenschaft „Havel“ zum Vor-
zugspreis von 75 Euro. Zusammen
mit dem Vereinsbeitrag von um
die 65 Euro stehen so den organi-
sierten Petrijüngem dank landes-
Weiter Vereínsgewässer schier un-
endliche Angèlmöglíchkeiten zur
Verfügung. Für Brandenburgs
obersten Angler Müller ein Grund
mehr neue Mitglieder zu werben:
„Erst im Verein macht ein Hobby
Spaß. Und für
fast das glei-
che Geld ` ‘
ist die Gewässer-
auswahl noch größer als für nicht-
organisierte Angler. ”
Der Zander muss ab dem Jahr
2014 noch vorsichtiger sein – die
Angler kommen.
Ein Hecht und ein
Zander am Angeltag
• Wer Raubfische angeln will,
muss einen Fischereíschein besit-
zen. Dazu gehört die Angelkarte
von der Fischereischutzgenossen
schaft „Havel“ Brandenburg.
• Ab 2014 fallen viele Gewässer-
beschränkungen. Pro Angeltag
dürfen zwei Fische der Arten Aal,
Karpfen, Schlei, Quappe und Wels
gefangen werden. Bei Zander und
Hecht sind es ein statt bisher zwei
Fische.
Quelle: Märkische Allgemeine Ausgabe vom 05.11.2013 Autor: Frank Bürstenbinder